„Infrastruktur für Strukturwandel braucht mehr Tempo“

Rainer Thiel, Vorsitzender des Strukturwandelausschusses im Kreistag und Mitglied des Strukturausschusses im Regionalrat der Bezirksregierung brachte das Dilemma prägnant auf den Punkt und sprach von einem „Prozess der Ungleichzeitigkeit“: Nach dem wohl definitiven Aus für die Braunkohle im Jahr 2030 werden definitiv Arbeitsplätze wegfallen, ohne dass derzeit konkret absehbar sei, wie sie ersetzt werden sollen.

„Derzeit geht es darum, Flächen planerisch zu sichern, aus denen dann etwas entstehen kann“, sagte Thiel bei einer von Annette Greiner eröffneten und von Dr. Udo Flegel moderierten Diskussionsrunde der SPD Rommerskirchen, an der in der Gillbachschule neben Bürgermeister Dr. Martin Mertens auch der DGB-Kreisvorsitzende Udo Fischer, Natalie Mühlenfeld, Leiterin des Bezirks Düsseldorf der IG Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE) und eben Rainer Thiel teilnahmen.

Martin Mertens machte deutlich, dass die Zeit inzwischen dränge: „Langsam nicht mehr feierlich“, ist für ihn das durch „Entscheidungsträgheit“ gekennzeichnete Schneckentempo, in dem sich der gerade auch für neue Gewerbeansiedlungen wichtige Ausbau der Infrastruktur vollziehe, wie er mit Blick auf den Dauerbrenner B 477n und den gleichermaßen auf sich warten lassenden S-Bahn-Ausbau sagte.

Grundfragen der sozialen Auswirkungen des Strukturwandels, wie die nach den Kosten und wer sie zu tragen hat, bzw., wer davon profitiert, seien bisher nicht ansatzweise beantwortet, hieß es in der vom stellvertretenden SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Dr. Udo Flegel moderierten Diskussion.
Udo Fischer sieht angesichts des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien in Umfragen die ernste Gefahr, „dass uns die Leute von der Stange gehen“, wobei letztlich sogar die Demokratie auf dem Spiel stehe.

„Die nächsten Jahre entscheiden auch über den sozialen Zusammenhalt in diesem Land“, sagte Natalie Mühlenfeld, die die Notwendigkeit eines von der IGBCE wie auch der IG Metall geforderten Industriestrompreises betonte, um bestehende Arbeitsplätze erhalten zu können.

Auch Rainer Thiel genügt das bisherige Tempo nicht: „Wir haben Flächen. Die müssen auch entwickelt werden. Das dauert alles viel zu lange“.

Martin Mertens wagte einen Ausblick auf den Strukturwandel in der Gemeinde Rommerskirchen: „Wir entwickeln ja gemeinsam mit dem Land NRW und RWE die frühere Kraftwerkserweiterungsfläche, den so genannten „Kraftpark Nordrevier“ mit hohem Tempo weiter. Ich bin sicher, dass hier eine Ansiedlung innovativer Unternehmen mit zukunftsgewandten Arbeitskräften in absehbarer Zeit erfolgen kann. Zugleich setzen wir verstärkt auf den Ausbau erneuerbarer Energien und setzen uns auf allen Ebenen für den aus meiner Sicht notwendigen Ausbau der Infrastruktur ein. Hätte ich zwei Wünsche frei, würde ich sagen: So schnell wie möglich die B477n und so schnell wie möglich die S-Bahn-Anbindung umsetzen. Nicht nur für Rommerskirchen, sondern für die Region!“ so Mertens.